Eine große Familie feiert ihren Geburtstag

Musik und Gelächter dröhnen über den Baseballpark im Längenholz. Burger werden gebraten, Popcorn wirbelt durch die Gegend, immer wieder ertönt der dumpfe Aufprall von Ball auf Schläger. Eine große Hüpfburg leuchtet im Sonnenlicht und über dem großen Festzelt glitzert eine aufblasbare 25. Die Wanderers feiern das Jubiläum ihres Vereins genauso, wie sie Vereinsgeschichte geschrieben haben: Als große Familie, die verschiedene Nationalitäten miteinander verbindet.

Familienfest – Jugendleiterin Julia Moshiransari hat alle Hände voll zu tun. Erst der Organisationsaufwand, dann muss sie die Kinder davon abhalten, die Tartanbahn zu bemalen. Von Stress ist aber keine Spur zu sehen. „Das ist ja wie ein Familienfest hier und wir bekommen so viel Hilfe“, ist Julia Moshiransari begeistert. Sogar Simon Mohr, Jugendtrainer der befreundeten Nagolder Mohwaks, unterstützt den großen Tag der Wanderers und übernimmt die Rolle des Stadionsprechers beim T-Ball-Turnier, Homerun-Derby und Softball-Barbecue-Turnier. Letzteres wird mit großer Begeisterung angenommen, schließlich darf hier jeder mitmachen, der Lust hat. „Aber die Aktiven dürfen nicht mit ihrer gewohnten Seite schlagen und werfen“, schmunzelt Wanderers-Jugendtrainer Tim Gazelle. „Sonst wäre es ja unfair.“

Erfolgsgeschichte – Mit so einer Entwicklung hatte Gründungsmitglied Marcus Fuchs vor 25 Jahren nicht gerechnet. „Als wir in unserem zweiten Jahr einen Strategieplan für die kommenden Jahre entwickelt haben, hat man uns ausgelacht“, erinnert sich der inzwischen von Haslach nach Öhringen gezogene Fuchs schmunzelnd. „Und jetzt wurden unsere Erwartungen sogar übertroffen.“ Sowohl mit den Männern als auch mit den Frauen spielte der Club zeitweise in der Ersten Bundesliga. Dass die Wanderers einmal so beliebt werden, sei aber auch dem Engagement der Mitglieder zu verdanken. „Nur durch motivierte, neue Leute kann ein Verein 25 Jahre bestehen“, weiß der 51-Jährige.

Offene Arme – Ein Charakterzug der Wanderers: Egal woher man kommt, jeder wird mit offenen Armen empfangen. Kein Wunder, dass in dem Herrenberger Baseballteam nun schon seit Jahren die unterschiedlichsten Nationalitäten gemeinsam am Ball sind. Kayra Sevil wurde zum Beispiel vor sieben Jahren bei einem Probetraining angefixt und kann sich ein Leben ohne Baseball seitdem nicht mehr vorstellen. „Das ist ein Teamsport und wir haben hier immer sehr viel Spaß zusammen“, nickt der 15-Jährige aus der Türkei. Sein bisher größter Moment mit den Wanderers? „Auf jeden Fall, als wir mit der Jugend Meister geworden sind.“

Weit gereist – Wie verschlägt es einen von Kuba nach Herrenberg? Ganz einfach: Durch die Liebe. Dayron Hidalgo hat mit seinen 34 Jahren schon einen weiten Weg hinter sich gebracht. In Kuba wurde er geboren, später zog er nach Spanien. „Dort habe ich eine Frau kennengelernt und bin mit ihr nach Deutschland gekommen“, erzählt der Tübinger. Immer begleitet habe ihn auf seinem Weg das Baseball-Spiel. „Das habe ich mit 15 in Kuba angefangen, in Spanien weitergespielt und jetzt bin ich seit vier Jahren bei den Wanderers“, fasst Hildalgo zusammen. „Und hier habe ich eine richtige Familie gefunden.“

Schönes Wetter und Bier – Familiäre Gründe haben Elvi Garcia von der Dominikanischen Republik nach Deutschland gebracht. „Hier bin ich geblieben, das Wetter ist viel schöner“, scherzt der 38-Jährige. „Und hier gibt es gutes Bier.“ Vor allem kann Elvi Garcia auch in Herrenberg seinem Nationalsport nachgehen. Und fühlt sich bei den Wanderers zu Hause: „Ein toller Verein mit tollen Leuten, bei denen ich mich wohlfühle.“

Ein Sport für jeden – In Deutschland zählt Baseball zu den Randsportarten, in den USA gehört es zu den Favoriten. Für Jugend-Trainer Tim Gazelle macht das aber keinen Unterschied, denn Talente gibt es überall. „Man findet auch in Herrenberg immer wieder Highlight-Spieler“, nickt der Amerikaner aus Illinois. Seit 30 Jahren ist Gazelle bereits in Deutschland, seit 40 Jahren spielt er Baseball. „Der Sport ist nicht schwer, jeder kann es lernen“, schwärmt Tim Gazelle von seiner Lieblingssportart. Der Erfolg sei für ihn als Trainer aber zweitrangig: „Wichtig ist mir, dass die Kinder etwas lernen und Spaß haben.“

Fokus auf der Jugend – Die Wanderers legen großen Wert auf die Jugendarbeit, ein Aspekt, der auch in den kommenden Jahren weiter ausgebaut werden soll. „Unser Ziel für die nächsten Jahre ist eine große Jugend aufzubauen“, kündigt der stellvertretende Vereinsvorsitzende Sebastian Wiesner an. „Bisher hat noch kein Kind, das bei uns war, gesagt, es fühlt sich hier nicht wohl“, ist Wiesner stolz.„Jeder hilft jedem, wir sind einfach eine Familie die mega Spaß hat.“